Vom ersten Tag der Vorbereitung für die Weltmeisterschaft bis zum letzten Wettkampftag bei der WM waren die Tage vom Training, dem Essen und den Pausen im Voraus genau geplant, weil der Saisonhöhepunkt in diesem Jahr einen Monat früher als in den letzten Jahren terminiert war. Auch beim Höhentrainingslager wurden die Trainingseinheiten mit der Anpassung an die Höhe abgestimmt und die Bestform sollte ja dann wieder in einem gewissen Abstand zum Trainingslager den Höhepunkt erreichen. Kann nur sagen, es hat funktioniert, die Form war bei den WM-Rennen bestens. Eine Woche vor dem Saisonhöhepunkt in der Schweiz fand das Weltcuprennen in Elzach/Schwarzwald statt, nicht meine Lieblingsstrecken aber nochmal eine gute Spitzenbelastung und ich sah es eher als Trainingsrennen. Beim 18km Bergzeitfahren hatte ich nach 12km Kopf und Beine leer, drei eingeholte Sportler fuhren mir dann wieder weg und ich wurde mit schwacher Leistung siebter. Das Strassenrennen auf dem sehr winkligen Stadtkurs lief besser, im Vergleich zu den Jahren zuvor sogar sehr gut. Den Schlusssprint um Platz 3 verlor ich gegen Arnaud Nyhuis und wurde vierter. Es gewann Pierre Senska vor Michael Teuber.
Für die Weltmeisterschaft war ich sehr zuversichtlich. Das Gefühl der guten Form hatte ich, die Erholung sollte auch ausreichend gewesen sein und das Gewicht war für die anspruchsvolle und bergige Strecke ideal. Vor allem das Einzelzeitfahren war mein vorrangiges Rennen, da wollte ich, wie schon bei zwei Weltcupzeitfahren diese Saison, auf das Podest fahren. Leider kommt aber manchmal alles ganz anders im Leben, als man es sich wünscht. Beim Bikecheck musste mein Sattel um 0,4 Grad gesenkt werden, doch wurde der Sattel dann nicht mehr richtig festgezogen und in der ersten von drei Runden auf dem 7km langen Rundkurs senkte sich der Sattel stark nach unten und ich konnte nicht mehr richtig sitzen und treten. Nach der ersten Runde war ich noch knapp vor dem späteren zweitplatzierten Juan Mendez, verlor aber die nächsten Runden zu viel Zeit und schaffte es dann nur noch, oder trotzdem, auf Platz 5. Ich war bitter enttäuscht und hätte wohl in den Kampf um die Medaillen eingreifen können. Unser Betreuer hat sich natürlich entschuldigt und es tat Ihm auch furchtbar leid, aber es war halt für mich einer der ungünstigsten Momente für einen Fehler. Es kam aber auch noch das Strassenrennen, ein Tag Pause, Gedanken sammeln und voll konzentriert das Rennen angehen. 8 Runden auf dem 7km langen Rundkurs und Gesamt 720Hm, sehr anspruchsvoll, aber für ein WM Rennen genau richtig. 35 Rennfahrer standen um 8 Uhr am Start, bei Regen und kühlen Temperaturen und bei dem hohen Tempo, das vom Start weg gefahren wurde, waren alle negativen Einflüsse vergessen. Ich suchte mir eine gute Position im vorderen Feld und versuchte nach den Tempoharten Passagen und über den 2,2km langen Berg die Kräfte zu schonen. In der Abfahrt und beim Anbremsen auf die lange Schlussgerade merkte ich, dass ich beim Bremsen auf der regennassen Straße Vorteile hatte und schneller fahren konnte als viele Gegner. So war es meine Taktik nach der letzten Abfahrt, als erster in die Gerade einzubiegen und so meine Medaillenchance zu nutzen. Der Plan ging auf, ich bog als erster ein, der Sprint mit gut 2km, war lang, aber am Ende konnten nur meine Teamkollegen Pierre Senska, der Sprintspezialist und Michael Teuber der Zeitfahrweltmeister, an mir vorbeifahren. Ich war nur überglücklich die Bronzemedaille gewonnen zu haben, genau so wie der besagte Betreuer und wir fuhren auch noch ein rein deutsches Podium ein, eine Klasse Teamleistung. Mit der Medaille geht für mich auch der Traum, bei den Paralympics 2016 in Rio dabei zu sein weiter.