Geisenhausen, den 22.09.2008
Erich Winkler kann auf Peking 2008 mehr als Stolz sein.
Geisenhausen (gb). Der Traum von einer neuerlichen Medaille bei den Paralympischen Spielen ist für den Geisenhausener Behindertenradsportler Erich Winkler in Peking zwar nicht in Erfüllung gegangen. Dennoch kann der LC4-Fahrer mit seinen Ergebnissen mehr als zufrieden sein: Mehrere neue persönliche Bestleistungen, ausgezeichnete Ergebnisse vor allem auf der Bahn und ein aufopferungsvoller Kampf in den abschließenden Straßenrennen dokumentieren den vollen Einsatz des Vilstaler Athleten. Seit Freitagabend sind Winkler und seine Nationalmannschaftskollegen nach drei erlebnisreichen Wochen in Chinas Hauptstadt wieder in der Heimat.
Als am Freitagabend der Lufthansa Airbus nach rund zehn Stunden Flug wieder in München landete, war für die Bayerische Delegation mit Erich Winkler, Nathalie Simanowski, Michael Teuber und Wolfgang Sacher natürlich „großer Bahnhof“ angesagt: Zahlreiche Familienangehörige, Freunde und Honoratioren bereiteten den Aktiven einen begeisterten Empfang. Am größten und lautstärksten war die Penzberger Abordnung, hatte doch „ihr“ Wolfgang Sacher alle drei Sorten von Edelmetalle im Gepäck. Aber auch Erich Winkler wurde von seiner Familie, Freunden und einer nicht zu übersehenden Mitgliederzahl seines Fanclubs enthusiastisch empfangen. Sichtlich gerührt, umarmte Erich Winkler zunächst Frau und Kinder und ließ sich dann von seinen Fans feiern. Mit einer frischen Halben im „AirBräu“ wurde die Rückkehr in die Heimat begossen.
Beim Zeitfahren lange auf Medaillenkurs
Bei den Bahnrennen hatte Erich Winkler mit neuen persönlichen Bestleistungen sowohl im Sprint als auchin der Verfolgung über 3.000 Meter geglänzt, war aber mit dem vierten Platz knapp an Edelmetall vorbei geschrammt. Bei den Straßenrennen, die am letzten Olympiawochenende mit dem Einzelzeitfahren begannen, bestanden, im Gegensatz zu Athen 2007, dieses mal nur Außenseiterchancen. Zu kräfteraubend waren die voangegangenen Bahnrennen gewesen und zu stark war die Konkurrenz seit den vergangenen Spielen geworden. Dennoch! Auch im Einzelzeitfahren über 25 höchst selektive Kilometer und bei einer Gluthitze von knapp 40 Grad C zeigte Winkler sein großes Kämpferherz und radelte auf den hervorragenden fünften Rang. Dabei hatte es lange Zeit nach einer kleinen Sensation ausgesehen, denn Winkler lag bis kurz vor Ende auf dem Bronzerang. Doch dann setzten die Mannschaftskollegen Teuber und Hohlrieder zum großen Finalangriff an und überflügelten am Ende den Niederbayern.
Erschöpfungsanfall im Straßenrennen
Nach dieser Strapaze blieben Winkler nicht einmal 24 Stunden, um sich zu regenerieren und auf das Straßenrennen über 60 Kilometer einzustimmen. Seine Erlebnisse im Wettbewerb schildert er so: „Beim Straßenrennen waren die Temperaturen wieder erträglicher. Ich hatte aber dennoch Bedenken, ob ich mit dem Feld über den ersten Berg komme. Das schaffte ich noch, aber bei einer Attacke an einer der langen Steigungen nach acht Kilometern war das Rennen für mich gelaufen. Der Rest war dann 52 km Einzelzeitfahren! Da wir ja bei Olympia sind, wollte ich mein Tempo voll weiter fahren und gab alles. Etwa 5 km vor dem Ziel merkte ich, das meine Kräfte ziemlich schwanden. Auf der Zielgeraden verkrampfte dann mein ganzer Körper und ich konnte kaum noch atmen. Ich wollte natürlich ins Ziel kommen und bin die letzten 400 m mit ca. 15 km/h fertig gefahren.“ Das reichte für Gesamtrang 25, allerdings nicht mehr zum selbstständigen Absteigen von der Maschine. Sanitäter brachten den völig ausgepumpten Athleten ins Medical Center, das er aber nach etwa einer Stunde wieder eigenständig verlassen konnte.
Ruhiger Saisonausklang und dann…
Nach diesen erlebnisreichen Wochen im „Reich der Mitte“ ist der bodenständige Vilstaler nun aber auch wieder heilfroh, in der Heimat zu sein. Nach dem Saisonhöhepunkt Paralympics wird Erich Winkler die Saison mit ruhigeren Trainigseinheiten langsam ausklingen lassen. An Wetttbewerben sind noch Starts beim „Kirtarennen“ in Dingolfing und der Auftritt bei der „Six-Days-Night“ in Büttgen bei Köln geplant. Und dann? „Meine Frau hat mich noch nicht gefragt, wie ich weiter machen will. Aber wenn ich ehrlich bin: London 2012 wäre schon noch mal eine Herausforderung“, gibt Erich Winkler gleich selbst eine mögliche Antwort. Allerdings: Fest planen will Winkler trotz aller möglichen Ambitionen nicht, denn bis London ist es – trotz der deutlich geringeren Reisewege im Vergleich zu Peking – ein verdammt langer Weg.